Ohne Orgel ist eine Kirche kaum vorstellbar. Denn eine Orgel ist nicht nur ein Instrument und auch kein musikalisches „Möbelstück“. Wie der Altar und die Kanzel im Chorraum, so hat die Orgel vom anderen Ende des Kirchenraumes ihren ganz eigenen Anteil an der Verkündigung des Evangeliums, wenn sie mit ihrem Klang den Raum durchdringt und Stimmungen in Dur und Moll zum Ausdruck bringt. „Ich will den rauschenden Klang der Orgel hören, diese Überschwemmung von überirdischen Tönen. Ich brauche ihn gegen die schrille Lächerlichkeit der Marschmusik“ sagt ein Jugendlicher, der mit dem Glauben ringt, in dem Roman „Nachtzug nach Lissabon“ von Pascal Mercier. Was wäre christlicher Glaube ohne Lieder und Musik?
Ich kann mir auf Dauer Gottesdienste ohne schwungvollen Auftakt und ohne nachdenklich musikalische Einwürfe nur schwer vorstellen. Wie sollten wir Gott besser loben als durch den lebhaften Gesang einer sangesfreudigen Gemeinde, die sich dabei in den meisten Fällen durch die Orgel leiten lässt? Wie sollten wir persönliche Krisenzeiten durchstehen ohne Musik, die für uns Stimmungsbilder bereithält, wenn wir selbst keine Worte und Töne finden? Wie sehr prägt doch der Orgelklang unsere Gottesdienste. Johann Sebastian Bach hat einmal gesagt, dass die Musik eine Kraft zur „Rekreation des Gemüts“ hat, zur Rückführung der Seele in einen heilvollen Zustand. Das ist das ureigene Anliegen eines jeden Gottesdienstes, auch in der Thomasgemeinde in Laatzen. Darüber steht das Lob Gottes, aus dem uns diese Kraft zufließt.
„Lobet Gott in seinem Heiligtum, lobet ihn in der Feste seiner Macht“. Worte aus Psalm 150. Dem Psalm, der das strahlende Finale des Buches der Psalmen bildet. Posaunen, Psalter und Harfen, Pauken und Reigen, Saiten und Pfeifen, Zimbeln verschiedener Klangart, sie alle sollen Gott loben. Da ist alles beisammen, was musikalisch geblasen und geschlagen, gezupft und gestrichen werden kann. Und wenn es ein Instrument gibt, welches all diese Bewegungen unter den Händen und Füßen eines einzigen Menschen vereinigt, dann ist es die Orgel. Das Instrument, das per se weit über sich hinausweist. „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn.“ Aus seiner Vorform zu seiner Grundgestalt gelangt das Loben Gottes, wenn der Atem, der dem Menschen von Gott eingehaucht wurde, Klang wird, Ton und Artikulation, Melodie und Rhythmus. Atem wird Klang; die geschaffene Welt klingt auf und klingt zusammen; was Gott tut und wie Gott ist, das kommt zu Gehör. „Lobet ihn für seine Taten, lobet ihn in seiner großen Herrlichkeit.“ Tragen wir gemeinsam dazu bei, dass die Friedensorgel in St. Katharinen zu Gottes Ehre erklingen wird.
Ihr Landesbischof Ralf Meister